Für starkes Schwitzen an den Händen, den Füßen und insbesondere in den Achselhöhlen lautet der Fachbegriff Hyperhidrose bzw. Hyperhidrosis. Für Hyperhidrose ist ein Übermaß an Schweiß verantwortlich, der von den Schweißdrüsen produziert wird.
Im menschlichen Körper existieren zwei Arten von Schweißdrüsen: Ekkrine und Apokrine. Ekkrine Schweißdrüsen tragen vornehmlich Sorge, den Körper zu kühlen und für einen geregelten PH-Wert auf der Haut. Durch die Absonderung von Schweiß auf die Haut tritt die sogenannte Verdunstungskälte ein. Die Flüssigkeit kühlt sich auf der Haut ab und kühlt dadurch auch die entsprechenden Stellen am Körper. Ohne diese Schweißdrüsen würde unser Körper bei Hitze und starker Sonneneinstrahlung überhitzen, was zu einem Kreislaufzusammenbruch und schlimmstenfalls zum Tode durch das Versagen lebenswichtiger Organe führen kann. Ferner können durch diese Schweißdrüsen Gifte über die Haut ausgesondert werden. Vermehrt tritt dieses Phänomen auf, wenn Funktionsstörungen der Niere vorliegen.
Neben den ekkrinen Schweißdrüsen besitzt der Mensch ebenso apokrine Schweißdrüsen. Diese Duftdrüsen sind maßgeblich für den Körpergeruch verantwortlich und daher für die Mutter-Kind-Beziehung sowie für die Partnerwahl wichtig. Das Sekret, das aus den Drüsen ausgeschieden wird, enthält Lockstoffe, die wir nur unterbewusst wahrnehmen. Der zum Teil sehr stechende Geruch, der bei Schweißbildung entstehen kann, wird durch die Zersetzung des Sekrets durch Bakterien verursacht.
Wo befinden sich die meisten Schweißdrüsen?
Für eine Hyperhidrose sind in der Regel ekkrine Schweißdrüsen verantwortlich. Jeder Mensch besitzt in etwa 2 bis 4 Millionen ekkrine Schweißdrüsen. Diese sind vermehrt an den Händen, an den Fußsohlen und in den Achselhöhlen, aber auch in den Kniekehlen oder am Ellenbogen zu finden.
Bei der Hyperhidrose handelt es sich jedoch nicht um zu viele Schweißdrüsen, sondern um die Überproduktion von Schweiß durch die vorhandenen Drüsen.
Eine genetisch bedingte Hyperhidrose zeigt sich innerhalb der ersten 25 Lebensjahre. Die Gründe sind nicht ausreichend genug belegt, um sie hier wiedergeben zu können. Krankheiten, die hormonelle Störungen hervorrufen, sind oft Auslöser einer anschließenden Hyperhidrose. Erkrankungen an der Schilddrüse (Schilddrüsenunter- oder Schilddrüsenüberfunktion) können zum Beispiel zu vermehrtem Schwitzen führen.
Auch Übergewicht oder bestimmte Kreislaufstörungen können Hyperhidrose beeinflussen. Ebenso kann während der Wechseljahre Hyperhidrose entstehen.
Weitere Ursachen können Nebenwirkungen durch das Einnehmen von Psychopharmaka, stresshemmenden Medikamenten oder Mittel gegen Immunkrankheiten sein.
Sollte Ihr Medikament Hyperhidrose oder Hyperhidrosis verursachen können, finden Sie diesen Hinweis auf dem entsprechenden Beipackzettel unter dem Absatz zu Nebenwirkungen.
Schwitzen in der Nacht
Bei vielen Menschen ist die vermehrte Schweißbildung tagesunabhängig. Einige Patienten klagen jedoch vor allem in der Nacht über Hyperhidrose. Psychische Probleme oder krankheitsbedingtes Schwitzen wie während einer Grippe oder Tuberkulose können ebenso wie hormonelle Ursachen für das Schwitzen in der Nacht herangezogen werden. Auch Diabetes oder Autoimmun– und Stoffwechselerkrankungen können dabei eine Rolle spielen. Nachtschweiß ist ein Warnsignal an den Körper, dass dieser mit einer Beschwerde zu kämpfen hat. Wenn alle diese Phänomene überprüft sind, bleibt am Ende die Überprüfung auf sogenannten idiopathischen Nachtschweiß. Bei dieser Hyperhidrose produzieren die Schweißdrüsen vor allem nachts vermehrte Schweißbildung.
Oft müssen Betroffene ihre Nachtbekleidung und gegebenenfalls auch ihre Bettwäsche wechseln. Sie leiden daher nicht selten zusätzlich an Schlafstörungen.
Viele Patienten behelfen sich mit Salben oder Sprays mit Aluminiumchlorid. Diese Substanz verstopft die Poren. Die Schweißdrüsen produzieren weiterhin dieselbe Anzahl an Schweiß, jedoch dringt nichts mehr nach außen. Bei sehr viel Schweißbildung oder einer Überproduktion in einem längeren Zeitrahmen löst sich das Aluminiumchlorid auf.
Zu empfehlen sind Sprays mit Aluminiumchlorid also nur solchen Betroffenen, die temporär unter einer Schweißüberproduktion leiden. Zudem stehen diese Sprays im Verdacht, schädlich für den Körper zu sein. Denn durch das Verstopfen der Poren kann die Haut eine wichtige Aufgabe nicht mehr erfüllen: das Entgiften. Durch die Haut wird nicht nur Schweiß oder Duftstoffe abgesondert, sondern auch Giftstoffe. Bei einer Verstopfung der Poren bleiben die Gifte im Körper und setzen sich an anderen Körperstellen ab, wie zum Beispiel an der Brust oder an den Lymphknoten.
Gegen starkes Schwitzen kann als Alternative ein operatives Vorgehen bzw. eine Unterspritzung in Erwägung gezogen werden. Ziel ist es, die verantwortlichen Schweißdrüsen möglichst vollständig zu entfernen oder zu inaktivieren.
Welches Verfahren für Sie am besten geeignet ist bzw. welche alternativen Methoden angeboten werden können, erfahren Sie in einem ausführlichen Beratungsgespräch in unserer Klinik.
Hyperhidrose mit Toxin behandeln
Bei diesem sehr schmerzarmen und schnellen Eingriff wird in beide Achselhöhlen (bzw. in die Handinnenflächen) eine speziell aufbereitete Lösung mit Toxin gespritzt. Dieser Wirkstoff führt zu einer vorübergehenden Inaktivierung der Funktion der Schweißdrüsen. Der Zeitrahmen wird mit 4-10 Monaten angegeben. Unmittelbar nach der Behandlung, die ca. 20 min dauert, können Sie die Klinik verlassen und Ihren gewohnten Tätigkeiten nachgehen. Bereits drei bis vier Tage nach der Injektion bemerken Sie nahezu keine Schweißbildung im Injektionsbereich mehr.
Hyperhidrose mit Liposuktion behandeln
Neben den zahlreich publizierten Operationsverfahren, welche nach Entfernung größerer Hautabschnitte der Achselregion meist auffällige Narben hinterlassen, besteht die Möglichkeit der subkutanen Saugkürettage in Lokalanästhesie. Hierbei werden durch einen einzigen Schnitt von ca. 3 mm Länge die unter der Haut liegenden Schweißdrüsen gelöst und abgesaugt.
Bei der Tumeszenz-Lokalanästhesie (tumerscere, lateinisch = aufblasen) werden größere Mengen einer verdünnten Lokalanästhesie-Lösung in das Unterhautfettgewebe eingebracht. Sowohl das Ausmaß der Blutung während und die Schwellung nach der Operation werden durch dieses Vorgehen vermindert.
Einzelheiten zum operativen Eingriff selbst sowie zum Ablauf nach der Operation entnehmen Sie bitte der Seite der Fettabsaugung.
Die Unterspritzung mit Toxin führt in nahezu 100% der Fälle zur völligen Trockenheit der Achselregion. Nachteil ist die begrenzte Haltbarkeit des Präparates.
Nach dem operativen Absaugen der Schweißdrüsen besteht die Gefahr, dass sich längerfristig erneut eine vermehrte Schweißproduktion einstellt.
Wie bei jedem operativen Eingriff gibt es auch bei der Absaugung von axillären Schweißdrüsen Risiken, wie z.B. Schwellung, Dellenbildung, Blutergüsse und vorübergehendes Taubheitsgefühl der Haut.
Nach der Unterspritzung mit Toxin werden extrem selten Symptome wie Juckreiz und umschriebene Rötungen beobachtet, die rasch spontan abklingen.
Unter der Rubrik “Fragen & Antworten” haben wir für Sie weiterführende Informationen, zu den am häufigsten gestellten Fragen unserer Patienten, zusammengefasst.
Gern beantworten wir Ihre Fragen auch persönlich. Bitte nehmen Sie dazu einfach mit uns Kontakt auf.